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Aktien Insolvenz: Wie geht es weiter?

Bei Insolvenz der Aktiengesellschaft müssen Aktionäre mehrere Aspekte beachten. Wie du vorgehen kannst, erfährst du in diesem Beitrag.

In letzter Zeit häufen sich Nachrichten in den Medien von insolventen Unternehmen. So hat sich mit AirBerlin auch ein bekanntes deutsches Unternehmen dazugesellt.

Da die Aktionäre Teilhaber an den Unternehmen sind, sind diese nach der Anmeldung der Insolvenz theoretisch zum Schuldner geworden.

Aber direkt zur Beruhigung. Der Aktionär haftet in solch einem Fall „nur“ mit seinem eingesetzten Kapital und es besteht keine Nachschusspflicht, d.h. er muss nicht mit seinem privaten Vermögen für die weiteren Schulden haften.

Wie reagiere ich auf eine Aktien Insolvenz?

Was mache ich als Aktionär mit meinen Aktien, sobald das dazugehörige Unternehmen Insolvenz anmeldet?

Hier kann es mehrere Möglichkeiten geben und ich werde sie dir in diesem Beitrag vorstellen. Auch wenn ich hoffe, dass niemals jemand von uns in solch eine Situation kommen wird, ist es trotzdem immer gut darauf vorbereitet zu sein, sollte es doch leider einmal so weit sein.

So sollte man sich zunächst einmal die Bilanz des Unternehmens anschauen.

Es gilt zu überprüfen, wie die Vermögenswerte und Schulden strukturiert sind und wie werthaltig diese sind. Es sollte auf keinen Fall direkt mit einem Verkauf der Aktien reagiert werden. Der Kurs wird sowieso nach Verkündung der Insolvenz nahe Null liegen und man hat nicht mehr viel zu verlieren.

Man sollte sich zunächst auf seriösen Wirtschaftsseiten mit Informationen zu der Insolvenz eindecken und darf auch eine Übernahme durch einen Investor zunächst nicht ausschließen. Diese Übernahme kann den Kurs wieder beflügeln und die Verluste wenigstens verringern.

Wie volatil eine Aktie in so einer Zeit sein kann zeigt der folgende Chart der Air Berlin Aktie. So können vereinzelte Gerüchte schon für Kursausschläge von mehreren Prozentpunkten sorgen.

Air Berlin Insolvenz Chart

Quelle: finanzen.net

Möglichkeiten nach Anmeldung der Insolvenz

Sobald ein Unternehmen Insolvenz anmeldet, macht es mit diesem Schritt deutlich, dass es mit den aktuellen Mitteln die Schulden und deren Gläubiger nicht mehr bedienen kann.

Eine Insolvenz zeichnet sich entweder durch akute Zahlungsunfähigkeit aus, d.h. das Unternehmen ist illiquide und verfügt aktuell über keine Zahlungsmittel, oder durch eine drohende Zahlungsunfähigkeit, d.h. es ist absehbar das zukünftige Zahlungen nicht bedient werden können.

Eine Möglichkeit wäre nun nach Anmeldung der Insolvenz, dass zuerst alle Vermögenswerte der Firma liquidiert werden. Mit den Erlösen bedient man anschließend zunächst einmal die Gläubiger.
Normalerweise reicht aber hier schon der erzielte Erlös nicht auf um alle Gläubiger zu befriedigen. Sollte dies aber doch möglich sein und es ist anschließend wirklich noch Geld über sein, erhalten den Rest die Aktionäre des Unternehmens.

Dies ist im Aktiengesetz unter dem „Recht auf Anteil am Liquidationserlös“ festgehalten. Das ist aber eher ein theoretisches Modell und kommt so in der Realität so gut wie nie vor.
Die zweite Möglichkeit wäre ein Aufkauf durch ein fremdes Unternehmen.

Bei einer kompletten Übernahme der Insolvenzmasse durch das aufnehmende Unternehmen, was i.d.R. eher selten passiert, wäre es möglich (aber doch sehr unwahrscheinlich), dass die Aktionäre nun Aktien des übernehmenden Unternehmens erhalten.

Normalerweise ist es so, dass kein anderes Unternehmen für eine Komplettübernahme bereitsteht, sondern nur einzelne Unternehmensteile aufgekauft werden.
Hierbei sucht sich der Käufer die Unternehmensteile des insolventen Unternehmens aus mit denen er sich gezielt verstärken kann.

Das hat für den Käufer zwei entscheidende Vorteile:

1. Er erhält die gezielt ausgesuchten Teile die sein Unternehmen verstärken werden und dies zu einem geringeren Preis als bei einer kompletten Übernahme.
2. Er muss nicht noch die Schulden übernehmen und sich damit beschäftigen ein kaputtes Unternehmen geschickt in sein eignes zu integrieren.

Mit dem Geld, welches durch den Verkauf der Unternehmensteile erzielt wird, werden anschließend wieder die Gläubiger bevorzugt bedient. Einen Einfluss (Stimmrecht) auf solch ein Insolvenzverfahren habe ich als Aktionär aber nicht. Nur die Gläubigerversammlung und der Gläubigerausschuss kann auf das Verfahren aktiv einwirken.

Wir wissen nun also was es für Möglichkeiten bei einer Insolvenz gibt und was diese für Gründe haben kann.

Welche Optionen bleiben Air Berlin und was bedeutet das für mich als Air Berlin Aktionär?

Wir werfen zunächst einmal einen Blick auf den längerfristigen Tageschart von Air Berlin

Air Berlin Aktie Chart lang

Quelle: finanzen.net

Wir sehen, dass sich die Aktie schon seit über einem Jahrzehnt in einem Abwärtstrend befindet und dieser in den letzten Tagen wohl seinen Höhepunkt gefunden hat.

Die Aktie ist von zuvor über 20€ auf aktuell 0,415€ gefallen. Das hatte natürlich auch schon vorher fundamentale und betriebstechnische Gründe. So hatte Air Berlin seit 2009 nur zweimal ein positives EBIT (Einnahmen vor Zinsen und Steuern) und in den übrigen Jahren wurde der Verlust immer weiter ausgebaut anstatt zu reagieren und den Trend zu stoppen.

Mit solchen Kennzahlen kann ein Flugunternehmen natürlich langfristig nicht bestehen und muss sich früher oder später der Konkurrenz geschlagen geben.

Air Berlin EBIT:

EBIT Air Berlin

Quelle: statista.de

Im Vergleich dazu, legte die Lufthansa im gleichen Zeitraum nur zweimal ein negatives EBIT vor und hatte in den restlichen Jahren durchschnittlich ein Ergebnis von €1,08 Mrd. pro Jahr erwirtschaftet. Dieser Vergleich lässt sich natürlich auch mit anderen wichtigen Bilanzkennzahlen und anderen Luftfahrtunternehmen fortsetzen.

In den letzten Tagen wurde dann von den Medien viel spekuliert wie es nun weitergeht und wer von der Pleite letzten Endes profitieren wird.

Da haben wir auf der einen Seite den Staat, welcher Air Berlin schon einen Überbrückungskredit (ca. €150 Mio.) ausgestellt hat um den Flugverkehr in der nahen Zukunft sicherstellen und alle zuvor ausgeflogenen Touristen wieder sicher heimholen zu können.

Natürlich hofft auch die Lufthansa darauf, sich die Filetstücke von Air Berlin ins eigene Unternehmen holen zu können. Hier tritt dann der oben beschriebene zweite Fall ein. Die Lufthansa verstärkt sich gezielt mit Ergänzungen und übernimmt nicht die komplette Gesellschaft und damit auch die kompletten Schulden.

Nach Verkündung der Insolvenz und dem Interesse durch die Lufthansa, kam es aber auch schon direkt zur Gerüchten und Spekulationen, da der Ex-Lufthansa-Manager und aktuelle Air Berlin Vorstand Thomas Winkelmann erst im Februar ins Unternehmen gewechselt ist und man vermutet, dass hier frühzeitig von der Lufthansa im Hintergrund die richtigen Fäden gezogen wurden um am Ende als der große Profiteur aus der Insolvenz rauszugehen.

Auf solch ein Szenario der selektiven Übernahme setzen auch einige Anleger der Lufthansa. So ist im Chart deutlich zu erkennen, dass es mit Verkündung der Insolvenz von Air Berlin zu einer positiven Reaktion bei der Aktie von der Lufthansa kam.

Lufthansa Aktie Chart

Quelle: finanzen.net

In solche einem Fall werden aber die Kartellbehörden noch ein Wort mitzureden haben und man geht inzwischen davon aus, dass im Falle einer (teilweise) genehmigten Übernahme zusätzliche, strenge Kartellauflagen folgen. Diese Zweifel haben dem Kurs zum Wochenende auch wieder ein klein wenig den Wind aus den Segeln genommen.

Der Plan der Lufthansa wäre ein signifikanter Ausbau der eigenen Billigfliegertochter Eurowings durch den Kauf der Start- und Landerechte von Air Berlin. Diese zählen auch noch zu den wirklich einzig verbliebenen Vermögenswerten im Unternehmen.

Rückenwind erhält die Lufthansa durch die Bundesregierung die natürlich auch eine nationale Lösung bevorzugen würde, anstatt das Unternehmen von einer ausländischen Airline aufkaufen zu lassen.

Ich gehe (leider für die Aktionäre von Air Berlin) aktuell auch davon aus, dass sich die Bundesregierung, die Kartellämter und die Lufthansa einigen werden und ein Kauf der Start- und Landerechte durch die Lufthansa erfolgen wird.

Damit bleibt für die Aktionäre von Air Berlin nichts werthaltiges im Unternehmen über und dazu gesellt sich noch ein Schuldenberg von über €1 Mrd.  Natürlich kann man noch auf Gerüchte zu Übernahmen durch andere Konkurrenten setzen, aber am Ende sollten die Aktionäre wie zu 99% bei insolventen Unternehmen leider leer ausgehen.

Ich hoffe ich konnte dir mit diesem Artikel die Insolvenz eines Unternehmens ein wenig näherbringen und zeigen, welche Möglichkeiten danach für die AG und die Aktionäre bestehen.

Für Fragen oder Ergänzungen nutze doch einfach die Kommentarfunktion unter dem Beitrag.

Ich wünsche eine gute Handelswoche!
Andreas

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