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Das Märchen vom Stop Loss Fishing

Broker jagen die Stopps von privaten Tradern mittels Stop Loss Fishing. Ist das wirklich so? Und welche Rolle spielen dabei die Marktteilnehmer an der Börse? Wir klären es auf.

Ist es nicht schön, jemanden zu haben, dem wir den „schwarzen Peter“ für unsere jämmerliche Trading-Performance zuschieben können? Den wir dafür verantwortlich machen können, wenn der Stop Loss punktgenau getroffen wurde?Ja eigentlich schon oder?Dieser Sündenbock ist in regelmäßigen Abständen der Trading Broker. Besonders die Market Maker, die Ihre Kurse selbst stellen und nicht wie ein ECN Broker weiterleiten, geraten in Verruf.In der Praxis läuft das dann laut Aussage des gemeinen (privaten) Tradervolks ungefähr so ab:Der private Trader eröffnet seinen ersten Account bei einem Broker und handelt die üblichen Werte (DAX und EUR/USD). Die ersten Wochen verlaufen mittelmäßig. Der Markt ist in einer relativ ruhigen Seitwärtsphase ohne große Volatilität.Der Trader sieht hier irgendwie eine Short-Chance (irgendwohin muss der Kurs ja gehen) und geht direkt Short in den Markt.Seinen Stop Loss platziert er knapp über das letzte lokale Hoch (wurde ihm so beigebracht). Kurze Zeit später droht der Kurs nun aus dieser Range nach oben auszubrechen und der Trade gerät ins Minus.Der Trader hofft und zittert und bibbert. Alles um sonst. Der Markt will nach oben, der SL wurde gezogen. Minustrade!Doch, was ist das denn? Der Trader kontrolliert die Times& Sales Liste und bemerkt, dass der Kurs kurz nachdem er ausgestoppt wurde, schnell und stetig fällt. Sein Stop Loss war genau der höchste, lokale Punkt bevor der Kurs drehte.Das darf doch nicht war sein. Das kann doch nur der Online Broker gewesen sein, der die Stops der kleinen Trader abkassiert hat und so wieder einmal ein Vermögen verdient hat…So.Und nun sage ich dir: Das ist Schwachsinn. Warum ich das so sehe, erläutere ich dir nun im weiteren Verlauf des Artikels.[maxbutton id="4"]

Meine Gründe, warum es kein Stop Loss Fishing seitens des Brokers gibt

Bevor ich zur Erläuterung meiner Ansicht komme, noch ein Hinweis. Ich setze voraus, dass wir hier nur über „vernünftige Broker“ sprechen und das du auch nur bei solchen ein Konto eröffnet hast.Vernünftig bedeutet, dass der Broker der Regulierung eines bedeutenden Landes unterliegt (GB, USA, GER, SUI, .. und nicht: Cayman Islands!), mit einer adäquaten Einlagensicherung.Der erste Grund, warum ich nicht an das Abfischen des Brokers glaube, ist auf die Bündelung der dazu benötigten Ressourcen zurückzuführen. Jeden Kunden zu jeder Uhrzeit zu scannen ist sehr aufwendig (wenn auch möglich). Noch aufwendiger ist es, daraus die nötigen Schlüsse und Handlungen abzuleiten.Nun könntest du antworten, dass man sich ja bestimmte Zonen anschauen kann, in denen besonders viele Kundenorders liegen und dementsprechend „jagen“ geht. Gut lasse ich gelten, aber:Lohnt sich das? Der Standardkunde handelt so kleine Positionen, dass der Broker nicht wirklich viel davon hat.Das zweite Argument zielt auf den zunehmenden Wettbewerb ab. Wer sich einmal nach Brokern umschaut, stellt fest, dass sie wie Pilze aus dem Boden sprießen. Speziell im Deutschen Markt tummeln sich viele global agierende Broker, auf der Suche nach Kunden.Des Weiteren macht der zunehmende Regulierungswahn der Aufsichtsbehörden auch vor den Online Brokern nicht halt. Wer hier trickst, verliert sehr schnell seine Zulassung und das Vertrauen der Kunden (länderübergreifend).Die Transparenz und die potenzielle Viralität, die das Internet und die Social Media Kanäle mit sich bringen, ist in so einem Fall äußerst gefährlich für den Broker und positiv für den Trader.Das dritte Argument leitet sich von der Frage ab, welcher Kunde denn eigentlich der beste Kunde aus Sicht des Brokers ist.Der beste Kunde ist ganz einfach ein nachhaltig erfolgreicher Trader.Zum einen hat dieser Kunde einen stetig wachsenden Kontostand und damit steigende Positionsgrößen. Zum anderen verdient der Broker auf Grund des Spread an jedem getätigten Trade des Kunden.Damit ist es nur logisch, dass ein Broker ein Interesse an langjährigen Kundenbeziehungen hat, bei denen das Volumen und die Anzahl der Trades stetig wächst.Alles klar, soweit?Nicht ganz, denn es gibt ihn, trotz aller aufgeführten Argumente, doch, den Stop Loss Fischer!Aber wer ist es?

Achtung: Es gibt doch eine Art des Stop Loss Fishing

Nach dem ich dir nun aufgezeigt habe, dass ein vertrauenswürdiger Broker kein Interesse am Stop Loss Fischen hat, erfährst du nun, wer der wahre Übeltäter ist.Machen wir uns dazu erst einmal bewusst, welche Marktteilnehmer sich überhaupt an der Börse befinden und welche Absichten diese haben.Zum einen gibt es da uns Trader und Spekulanten. Wir sorgen auf Grund unserer hohen Schlagzahl und dem kurzfristigen Zeithorizont eines einzelnen Trades für die überlebenswichtige Liquidität am Markt.Neben den Spekulanten gibt es noch die Arbitrageure. Diese Spezies sucht in einem Basiswert nach unterschiedlichen Preisnotierungen an zwei Börsen. Dazu gehören auch Preisdifferenzen zwischen Future- und Kassakurs.Es fehlen nun noch die Big Boys wie Pensions- oder Staatsfonds. Sie können als Long-Run-Akteure und Hedger am Markt agieren. Ihre Ordergrößen sind in der Regel marktbewegend.Marktbewegend bedeutet, dass sie sehr große Aktienpositionen in ihrem Portfolio auf- bzw abbauen. Damit stehen sie bzw. der zuständige Broker vor einer großen Herausforderung. Sie müssen ihre Orders in der Regel stückeln um keine all zu große Aufmerksamkeit zu erzeugen.Denn wenn der Broker alle Stücke auf einmal in den Markt geben würde, würde er den Kurs verschlechtern, da auf der anderen Seite vielleicht gar nicht so viele Stücke nachgefragt werden können und andere Händler die Chance wittern.Der Broker muss bei der Orderabwicklung also darauf achten, den besten Preis zu bekommen. Diesen Preis bekommt er in der Regel da, wo Liquidität zu erwarten ist und die angebotenen Stücke schnell und "heimlich" abgenommen werden (ohne große Kurssprünge).Wo findet der Broker nun die benötigte Liquidität?Schauen wir uns dazu den folgenden Chart an und überlege einmal, in welchen Zonen du die größte Liquidität, also viele Orders, erwartest.

Stop Loss Fishing

Ich habe diese Zonen mit den gestrichelten Linien vermerkt.Wie bin ich auf diese Idee gekommen? Die Antwort auf diese Frage ist denkbar einfach. Es sind genau die Bereiche, in denen die meisten Trader Ihre Stop Loss positionieren.Wenn du dir die blauen Kreise anschaust, kannst du dir leicht vorstellen, dass viele Trader und Spekulanten dort Trades beenden wollen.Der Short Trader wird dort oder knapp oberhalb seine Stop Loss Order positionieren. Und dieser SL ist nichts anderes als eine Buy-Order.Der Broker des Big Boys wird diese Zone nutzen, um sich von seinen Positionen zu trennen. Die Buy Orders der Shorttrader (SL) sind dafür wie gemacht.Und was macht der kleine Shorttrader?Er ärgert sich, weil sein Stopp gezogen wurde und es danach doch wieder abwärts ging.Es war also im Endeffekt nicht der Broker des kleinen Traderlein, der seinem Kunden einen Streich spielen wollte, sondern der Broker eines Großkunden, der heimlich, still und leise eine ganz normale (aber große) Order ausführen wollte.Auch das kann man als Stop Loss Fishing bezeichnen, aber die Intention ist, entgegen der vorherrschenden Meinung, eine ganz andere!Und abschließend ein gut gemeinter Rat:Verluste gehören im Trading dazu! Es ist gar nicht möglich, nur Gewinntrades zu verbuchen. Wer diesen Fakt akzeptiert und mit einem gezogenen Stop Loss mental vernünftig umgehen kann, kommt seinem Tradingziel ein gutes Stück näher.Viel Erfolg dabei!Gruß,TimP.S: Die meisten Trader scheitern, weil sie keine erprobte Strategie haben. In unserem kostenlosen Webinar bekommst du Unmengen an Fachwissen präsentiert und dazu unsere Newstrading Strategie vorgestellt:[maxbutton id="4"]

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