Morgen steht der letzte Zinsentscheid der FED im Jahr 2016 an. Wenn du morgen unbedingt traden willst, achte zumindest auf die folgenden Hinweise.
Die Notenbanken bewegen bekanntlich die Märkte. Seit der Finanzkrise haben sie für Trader eine noch stärkere Bedeutung bekommen, da neben dem Zins- und Forexmarkt auch die Rohstoff- und Aktienmärkte sehr volatil werden.
In der Theorie ist der Prozess denkbar einfach zu traden.
FED steigert den Leitzins -> Anleihenkurse fallen -> Währung (USD) steigt -> Aktienmarkt fällt -> Gold steigt.
Das die FED morgen die Zinsen anhebt, scheint beschlossene Sache zu sein. Ein Ausschnitt eines Bloombergartikels verdeutlicht den Eindruck:
“Traders assign about a 94 percent probability, the highest level this year, to a Fed boost at its final meeting for the year on Dec. 13-14, futures contracts indicate. Trump’s spending plans, and Republican control of Congress, are causing the market to revise higher its outlook for the pace of Fed rate increases”
94% gehen also davon aus, dass die FED morgen die Zinsen anhebt. Spricht irgendetwas dagegen? Die Arbeitsmarktdaten der letzten Monate waren in Ordnung und die Inflation hat angezogen.
Was aber noch wichtiger ist, ist der Umstand, dass die FED Ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzt, wenn sie die Zinsen nicht anhebt. Im Dezember 2015 sagte Yellen, dass es in 2016 mindestens zwei Zinsanhebungen geben würde.
Wenn eine Zentralbank keine Glaubwürdigkeit mehr besitzt, läuft sie Gefahr, dass ihr “geldpolitisches Wording” ins Leere läuft. Viele bisher wirksamen Maßnahmen wie eine self-fulfilling-prophecy steht ihr dann nicht mehr zur Verfügung.
Da wir in 2016 bisher aber keinen Leitzinsanstieg gesehen haben, wäre morgen die letzte Chance , dies zumindest einmal zu tun.
Alle für die USA relevanten Märkte sind seit der US-Wahl signifikant gestiegen- Der Dow Jones hat seit Trumps Sieg 16 neue Rekordstände erreicht. Auch der USD ist in allen Majorwährungspaaren gestiegen.
Was spricht also dagegen, die Zinsen anzuheben? Meines Erachtens nicht viel!
Wie sollten Trader morgen vorgehen?
Der Zinsanstieg ist also so gut wie sicher. Ist doch prima, denn unser Chance-Risiko-Verhältnis wird dann doch eindeutig positiv, oder?
Tja, in der Theorie definitiv. In der Praxis leider nicht mehr oder weniger als sonst auch.
Denn was die meisten privaten Trader gerne übersehen ist der Fakt, dass Big Money solche Tage wie morgen gerne nutzt, um seine ganze Macht zu demonstrieren.
Tendenziell erleben wir an solchen, vermeintlich sicheren Tagen Fake-Ausbrüche und Stop Loss Fishing.
Alle relevanten Assetklassen werden von sehr hoher Volatilität geprägt sein, sodass es wichtig ist, kleinere als die sonst üblichen Positionsgrößen zu wählen.
Ebenfalls besteht die Gefahr von Slippage, also der Einbuchung eines schlechteren Kurses. Je nach Broker kann es auch sein, dass gar keine Kurse gestellt werden können.
Mache dir klar, dass Charttechnik morgen mit hoher Wahrscheinlichkeit kein geeignetes Hilfsmittel ist.
Mein persönliches Bauchgefühl…
Fassen wir noch einmal kurz zusammen wo wir aktuell stehen:
- Die FED hat in 2015 von zwei Zinsanstiegen in 2016 gesprochen. Bisher hatten wir keinen und morgen ist die letzte Chance, ihre Glaubwürdigkeit einigermaßen zu wahren.
- Die geldpolitischen Indikatoren der FED waren durchaus robust (Arbeitsmarkt, Inflation)
- Der Dow Jones steht bei der magischen Marke von 20.000 Punkten und hat zuletzt einen Rekord nach dem anderen gejagt.
- 94% der auf Bloomberg befragten Trader/Volkswirte rechnen mit einem Zinsanstieg.
Wenn alle Zeichen in eine Richtung deuten, was passiert dann klassischerweise an der Börse? Genau, es passiert das Gegenteil.
Mein Bauchgefühl sagt mir aktuell, dass die FED die Zinsen tatsächlich um 0,25 % anhebt, der Aktienmarkt aber trotzdem steigt und der USD trotzdem abverkauft werden.
Es könnte in den ersten Minuten zu einem Anstieg kommen im USD, aber nur als Spike. Demnach wird das “dumme Geld” Long eingestoppt, bevor der Turnaround kommt.
Was müsste passieren, damit der USD nicht nachhaltig fällt?
Dafür müsste die FED richtig “hawkishe” Zeichen versenden. Sie müsste also mehr leisten, als nur den Zinsanstieg zu verkünden. Das könnten beispielsweise weitere restriktive Maßnahmen sein, die in 2017 vorgenommen werden sollen.
Trader müssen morgen auf zwei Dinge achten:
- Wie verhalten sich die Kurse in den ersten Minuten?
- Welche Maßnahmen verkündet die FED.
Dazu benötigt man ein zuverlässiges Newsfeed und einen ruhigen Arbeitsplatz. Bitte denke daran, dass es keine Schande ist, wenn du morgen nicht handelst! Im Gegenteil: Nachhaltiger Erfolg wird an anderen Tagen generiert – nicht am FED-Tag!
Bleibe diszipliniert und geduldig!
Viel Erfolg,
Tim
P.S: Das sind lediglich meine Gedankengänge und keine Aufforderung zum Handeln (im Gegenteil). Am Ende kommt es sowieso anders als man denkt – der Markt wird es uns wie immer zeigen;)
[ABTM id=4911]
Kleiner Nachtrag:
Ich hatte hier zuerst von einem fallen Aktienmarkt und einem fallenden USD gesprochen. Ich meinte aber einen fallenden USD und einen weiter steigenden Aktienmarkt, sofern die FED nicht weitere restriktive Maßnahmen verkündet. Die Korrektur im Beitrag ist bereits erfolgt!
Moin Tim,
wie würdest du denn heute Abend vorgehen?
Wenn die Zinsen warum auch immer doch nicht erhöht werden müsste es für die Aktienmärkte doch erst recht hoch gehen oder?
LG
Michael
Hi Michael,
zwei Termine sind heute Abend wichtig. 20.00 Uhr FED Zinsentscheid und 20:30 Uhr Pressekonferenz. Ich werde nicht den Zinsentscheid handeln, sondern auf die PK warten. Hier erwarte ich klare Statements seitens der FED zur Geldpolitik in 2017 und erst dann werde ich mich positionieren, wenn die Aussage klar ist und der Markt es dementsprechend aufnimmt.
Ja, sofern es tatsächlich keine Zinserhöhung gibt ist das schlecht für den USD und gut für den Aktienmarkt (ich glaube aber nicht daran).
LG
Tim
Zinserhöhung wie angekündigt um 0,25-0,50 %. Allerdings sind nun 3 anstelle der biher bekannten 2 weiteren Zinserhöhungen geplant. DAs ist stark für den USD! DA dieses Dot Plott Statement bereits mit dem Zinsentscheid um 20h verkündet wurde, ist der USD direkt stark gestiegen (nicht wg der Zinserhöhung).