“Trading ist doch pures Casino”

Gibt es Unterschiede zwischen Trading und Casino? Wer hat wirklich nachhaltigen Erfolg? Um dieser Frage nachzugehen, habe ich einen befreundeten Croupier nach seiner Meinung gefragt und dabei erstaunliche Hinweise erhalten.

 

Spricht man mit Laien über das Thema Trading, ist man ab und zu stumpfsinnigen Behauptungen ausgesetzt. Zocker, Kapitalisten, Verbrecher, Preistreiber sind da noch die angenehmen Kosenamen.

Als ich mich mit einem Bekannten über das Thema Trading unterhalten habe und ihm die Grundzüge des Tradings, der Marktteilnehmer und den Erfolgsaussichten erläuterte, sagte er mir:

“Ganz ehrlich? Warum spielst du nicht Roulette im Casino? Die Gewinnchancen sind doch ähnlich positioniert. Es unterliegt dem Zufallsprinzip, auf welcher Zahl die Kugel landet und genau so zufällig entwickelt sich der Börsenkurs. Und nebenbei: Die Ladies sind auch ganz nett!”

Mit diesem Gedanken konnte ich mich nun in den folgenden Tagen auseinandersetzen, bis ich einen weiteren guten Freund um seine Meinung bat. Er hatte mit mir damals die Bankausbildung gemacht und arbeitete später neben dem Studium als Croupier in einem Casino.
 

In einer Mail habe ich ihm die ein oder andere Frage bezüglich des Vergleichs “Trading und Casino” gestellt und habe folgende interessante Antworten erhalten.

1. Gibt es bei euch Besucher, die wöchentlich/täglich an euren Tischen sitzen und wenn ja, kann man den ein oder anderen als professionellen Spieler bezeichnen, der nachhaltigen Erfolg generiert?
 

Unter der Woche sieht man fast nur bekannte Gesichter. Einige kommen fast täglich, andere alle paar Tage mal. Am Wochenende ist das Publikum ziemlich gemischt. Die Frage ist, wie man “professionell” definieren würde. Ich glaube schon, dass einige Gäste denken, das Spiel “verstanden” zu haben und langfristig zu gewinnen. Für mich ist es jedoch sehr schwer zu beurteilen, wie die Gesamtbilanz aussieht, da die Meisten Gäste an mehreren Tischen gleichzeitig spielen. Ich persönlich glaube nicht, dass ein langfristiger Erfolg möglich ist.

 
2. Gibt es Handelsstrategien beim Roulette, die ein positives Chance-Risiko-Verhältnis ermöglichen?
 

Der Bankvorteil beim American Roulette, also die Version mit nur einer 0 (ohne die 00), beträgt 2,7%. Die meisten Spielbanken ziehen den Einsatz bei einfachen Chancen (schwarz/rot; gerade/ungerade; manque/passe) im Fall der 0 jedoch nicht komplett ein, sondern sperren den Einsatz nur, so dass er noch die Hälfte des eingesetzten Betrages Wert ist. Beim Spielen von einfachen Chancen beträgt der Bankvorteil also nur noch 1,35%. Diese Werte können nicht beeinflusst werden. Durch verschiedene Spielweisen kann bei gleichem Einsatz zwar der mögliche Gewinn erhöht werden, allerdings sinkt die Gewinnwahrscheinlichkeit im gleichen Verhältnis.

Eine Taktik mancher Spieler ist es, sich die Tendenz eines jeden Croupiers anzuschauen. Sie schauen sich den Abstand zwischen der vorigen Zahl und der aktuellen Zahl im Kessel an und versuchen daraus zu schließen, welche Zahl wohl als Nächstes kommen wird. Hier lässt sich streiten, ob eine gewisse Tendenz zu erkennen ist, da das Ergebnis von mehreren Variablen, wie zum Beispiel Drehgeschwindigkeit des Kessels und Wurfgeschwindigkeit der Kugel, abhängig ist. Die im Kessel eingebrachten Hindernisse erschweren eine Vorhersage nochmal deutlich. Eine Aussage der Wahrscheinlichkeit zu machen ist hier in meinen Augen unmöglich.

Will man Roulette unter dem Gesichtspunkt “Geld verdienen” betrachten, darf man die “Gebühren”, wie zum Beispiel Anfahrt, Eintritt und unter Umständen Getränke auch nicht außer Acht lassen. Diese fallen zwar im Online Casino weg, meines Erachtens sorgt allerdings der Fakt, dass ein Zufallscomputer die nächste Zahl bestimmt, der im schlimmsten Fall das Wort “Zufall” nicht immer ganz so ernst nimmt, für einen bitteren Beigeschmack. Ob dies nun stimmt, oder nicht, bei einem Verlust lässt sich dieser Gedanke nie ganz verdrängen.

 
3. Welchen Einfluss haben Emotionen und die eigene Psyche beim Spielen?
 

Kurzfristig gesehen, ist es nicht unwahrscheinlich, beim Roulette oder bei jedem anderen Glücksspiel in einer Spielbank zu gewinnen. Erst längerfristig macht sich der Bankvorteil wirklich bemerkbar. Die Emotionen und die Psyche sind deshalb in meinen Augen ein weiterer Bankvorteil. Wer gerade gewinnt freut sich und möchte seine “Glückssträhne” noch länger ausnutzen, oft dann auch noch mit höherem Einsatz. Wer verliert ist sich sicher, den Gewinn wieder reinzuholen wenn er weiterspielt. Um das zu beschleunigen wird auch hier oft der Einsatz erhöht. So bleibt es meist nicht bei dem kurzfristigen Spiel.

Dies ist nur ein kleiner Einblick. Die Atmosphäre in einer Spielbank und teilweise auch der Alkoholkonsum zum Beispiel sind weitere Punkte unter Vielen, die das Setzverhalten beeinflussen.

 
 4.  Wo siehst du den hauptsächlichen Unterschied zwischen Roulette und Trading?
 

In einer Spielbank kann man einen schönen Abend mit Freunden verbringen, es ist ein soziales Event, bei dem man mit vielen Leuten in Kontakt treten kann. Man kann für einen Abend in eine andere Welt eintauchen, die Atmosphäre und den Nervenkitzel genießen, ohne sich großartig vorher informieren zu müssen, da die meisten Spiele nicht schwierig zu erlernen sind. Der Antrieb sollte hier meiner Meinung nicht das Geld verdienen sein.

Das Traden hingegen ist nur auf das Geld vermehren ausgelegt (korrigiert mich, wenn ich hier falsch liege). Hier wäre es sehr leichtsinnig, ohne Vorkenntnisse einfach mal drauf los zu “setzen”. Die Spannung hier liegt eher darin, die Märkte zu verstehen und langfristig daraus Profit schlagen zu können.

 
Ende des Interviews.

Diese ehrlichen Antworten eines erfahrenen Croupiers waren vorerst genug Balsam für meine geschundene Traderseele! Es gibt also keine wirklich nachhaltige Strategie, die beim Roulette anwendbar ist.

Was  mich aber fasziniert, sind die Parallelen in der Psyche der Spieler und Trader, speziell den Anfängern:

“Wer gerade gewinnt freut sich und möchte seine “Glückssträhne” noch länger ausnutzen, oft dann auch noch mit höherem Einsatz. Wer verliert ist sich sicher, den Gewinn wieder reinzuholen wenn er weiterspielt. Um das zu beschleunigen wird auch hier oft der Einsatz erhöht. So bleibt es meist nicht bei dem kurzfristigen Spiel.”

Diese Antwort lässt sich 1:1 auf das Verhalten eines Trading Anfängers übertragen und auch Fortgeschrittene müssen immer wieder auf die eigene Psyche achten, die uns gerne in diese Verhaltensmuster leitet.

Gemeinsamkeiten finden sich nicht nur in der Psyche und den damit verbundenen Handlungen, sondern auch in den Kosten. Beim Broker bezahle ich via Spread und gegebenenfalls Finanzierungskosten, beim Roulette ist es die Zahl 0, bei der nur die Bank gewinnt (Ausnahme: Ich setze bewusst auf die 0).

 

Wo liegt also der Unterschied zwischen Trading und Casino?

Um Antworten auf diese Frage zu finden müssen wir uns mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung beschäftigen, genauer gesagt dem Erwartungswert.

Der Erwartungswert drückt das durchschnittliche Ergebnis eines Ereignisses (also eines Trades oder eines Spiels) aus.

Trading ist dann kein Glücksspiel wenn ich mit positivem Erwartungswert handel. Genau das tue ich, wenn ich nach einem festgelegten und erprobten Setup verfahre.

Nehmen wir zum Vergleich den Münzwurf. Die Chance auf Kopf oder Zahl beträgt 50/50, mein Erwartungswert liegt bei 0. Entweder ich verdoppele meinen Einsatz oder ich verliere ihn. Wenn ich beim Roulette auf Rot oder Schwarz setze, ist es mir egal, welche Farbe oder Zahl die anderen Spieler wählen. Die Kugel entscheidet zufällig über Sieg oder Niederlage.

Beim Trading spielen die anderen (Markt-)Teilnehmer aber sehr wohl eine entscheidende Rolle. Denn hier regieren Angebot und Nachfrage!

Die Krux liegt also darin, die anderen Marktteilnehmer “zu lesen”.  Denn ein Börsenkurs sinkt (steigt) nur dadurch, dass es mehr Verkäufer (Käufer) gibt, die ihre Orders “market” ausführen.
Dieses “Lesen” kann ich mittels Charttechnik verfeinern.

Widerstände, Unterstützungen und eine Vielzahl an Indikatoren dienen dazu, sich an einer bestimmten Stelle zu positionieren und mein CRV zu optimieren.

Dabei dreht ein Kurs nicht, weil er gerade zufällig auf einem 38er Fibonacci Retracement angekommen ist, sondern weil sich dort eine Vielzahl an Käufern auf die Lauer legt, um einen Einstieg zu finden. Wenn an diesem Punkt also Käufer bereit sind, einen höheren Preis zu zahlen, steigen die Kurse.

Wenn ich einen Trade eingehe und der Stop-Loss 1% Verlust in Bezug auf mein Kapital beträgt, der Take Profit aber 2% Gewinn zu lässt, dann mache ich auch nachhaltig Gewinn, wenn nur jeder Zweite Trade erfolgreich verläuft.

Somit kann ich durch Trading langfristig Geld verdienen! Gegenüber dem Casino macht Trading also mehr Sinn, speziell wenn man ein längerfristiges Engagement in Betracht zieht.

Die Hürden des erfolgreichen Tradings liegen weniger am Trading selbst, sondern viel mehr an dir persönlich!

Arbeite hart, arbeite konstant und bleibe diszipliniert!

Wir unterstützen dich dabei:)

4 Kommentare zu „“Trading ist doch pures Casino”“

  1. Schön, das mal aus Sicht eines Croupiers zu lesen.
    Ich konnte noch nie verstehen, wie Menschen einem Computer vertrauen bzw Neutralität schenken konnten. Wenn Casino, dann doch wenigstens gegen/mit natürlichen Personen wie beim Poker oder Roulette/BlackJack am Tisch.

  2. Interessanter Artikel, da ich selber schon sehr oft versucht habe Roulette und Trading zu vergleichen. Ich habe da lange nach einer Strategie gesucht die man adaptieren kann. Leider bin ich zum gleichen Ergebnis gekommen wie der Croupier.

  3. Hallo Tim,

    im folgendem Punkt stimme ich mit Dir nicht ganz überein:

    “Denn ein Börsenkurs sinkt (steigt) nur dadurch, dass es mehr Verkäufer (Käufer) gibt.”

    Es gehört noch viel mehr dazu einen Börsenkurs in eine Richtung zu treiben als ein paar Käufer und Verkäufer. Egal ob bei Aktien oder Devisen sind es vielmehr die Nachrichten und das Markt- bzw. Weltgeschehen von denen die Kurse meiner Meinung nach beeinflusst werden.

    Zum eigentlichen Thema hatte ich neulich auch eine Unterhaltung, dort fielen dann vom Gesprächspartner Wörter wie Glück und Spekulation. Ich gehe dieser Art der Kommunikation aber grundsätzlich aus dem Weg, es ist einfach zu anstrengend und kompliziert anderen eine andere Sichtweise zu diesem Thema aufzuzeigen.

    Viele Grüße
    FjodorForex

    1. Hallo FjodorForex,

      naja, die Nachrichten und Meinungen alleine machen noch keine Kurse. Erst die Positionierungen der unterschiedlichen Marktteilnehmer (Investoren, Arbitrageure, etc) sorgen letztendlich für den Handel. Dabei spielen die Nachrichten und daraus resultierend die Erwartungen natürlich eine Rolle.

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Tim Grueger

Tim Grueger

Tim ist CEO & Trader bei tradingfreaks.com. Er ist Bachelor of Science (Finance) und hat für zwei große Banken gearbeitet. Tim handelt hauptsächlich das Forex und Aktien Newstrading, so wie diverse Hedgefunds und Propfirmen. Du kannst seine Strategie im kostenlosen Webinar sowie im Top Trader Programm einsehen und erlernen.
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