ATR Indikator: Wie du mit der Average True Range besser handelst (Trading)
Von
Tim Grüger
Geschrieben auf
January 27, 2020
Der ATR Indikator (Average True Range) kann einem Trader sowohl im Stop Management enorm weiterhelfen, als auch bei der Trading Strategie.
Hier lernst du, wie du ihn selbst nutzen kannst, um dein Trading zu verbessern.
Unter den vielen und teils unnötigen Trading Indikatoren, die einem Trader generell zur Verfügung stehen, ist der ATR Indikator (Average True Range) einer der wenigen, die wir beachten.
Was sich dahinter verbirgt, wie du ihn anwenden kannst und wo du ihn findest, erfährst du jetzt im weiteren Verlauf des Beitrags.
Wir starten mit einer kurzen Definition.
Was ist der ATR Indikator? Definition und Erklärung
ATR steht für „Average True Range“, was übersetzt die „durchschnittliche, echte Handelsspanne“ bedeutet.
Die ATR ist ein Indikator der technischen Analyse, der die Marktvolatilität misst, indem er die gesamte Spanne eines Vermögenswertpreises (Aktie, Forex, etc.). für diesen Zeitraum zerlegt.
Insbesondere ist die ATR ein Maß für die Volatilität, die vom Markttechniker J. Welles Wilder Jr. in seinem Buch "New Concepts in Technical Trading Systems" eingeführt wurde.
Die Volatilität ist wiederum ein statistisches Maß für die Streuung der Renditen für ein bestimmtes Wertpapier oder einen bestimmten Marktindex.
In den meisten Fällen gilt: je höher die Volatilität, desto riskanter das Wertpapier oder die Anlage.
Die Volatilität wird oft entweder als Standardabweichung oder als Varianz zwischen den Renditen desselben Wertpapiers oder Marktindex gemessen.
Wir sprechen bei Volatilität auch allgemein von Schwankungsbreite.
Für uns Trader ist es wichtig, die Schwankungsbreite eines Assets wie Forex oder Aktie zu kennen, um das Risikomanagement sauber auszurichten. So würden wir beim Bitcoin eine andere Positionsgröße wählen als beim DAX, weil die Vola in den Kryptowährungen immer noch sehr hoch und teils „unberechenbar“ ist.
Der ATR Indikator hilft uns dabei, mit wenigen Klicks einen Überblick über diese Handelsspanne eines jeden Assets zu bekommen.
Wie du später noch sehen wirst, können wir dies gezielt im Risikomanagement aber auch in einer Trading Strategie nutzen.
Wo findest du den Average True Range Indikator (ATR) im Metatrader?
Der Metatrader ist eine der beliebtesten Handelsplattformen unter Daytradern und wird bei vielen Brokern kostenlos angeboten.
Hier zeige ich dir, wo du den ATR Indikator im MT4 findest und welche Parameter du wählen kannst.
Schritt 1: Gehe im Menü der Metatrader Software auf "Einfügen".
Schritt 2: Gehe im Untermenü dann auf "Indikatoren" und dann auf "Oszillatoren"
Schritt 3: Klicke dort auf "Average True Range". Es öffnet sich in deinem Chartfenster ein Pop-Up.
Schritt 4: Innerhalb des Pop-Up Fensters kannst du nun die Parameter des ATR Indikators einstellen.
Bei der Parameterwahl ist oft der Wert "Periode: 50" eingestellt.
Das bedeutet, dass die durchschnittliche Handelsspanne der letzten 50 Kerzen betrachtet wird, was meiner Meinung nach ausreichend ist.
Andere Werte oder Visualisierungseinstellungen bearbeiten wir nicht.
Sobald wir die Parameter festgelegt haben, erscheint unterhalb des Chartbildes ein Indikatorbild mit einer blauen Linie.
Diese Linie zeigt dir entsprechend der gewählten Zeiteinheit die durchschnittliche Handelsspanne zum jeweiligen Datum.
Du siehst den Wert am linken, unteren Rand des Charts (nicht im o.g. Bild enthalten), kannst aber auch einer horizontalen Linie aus den Tools des MT4 an jede x-beliebige Stelle legen.
Im o.g. Chart betrachten wir den 15-Minutenchart des USDCAD und erhalten einen ATR Wert von 0,0004.
Das bedeutet, dass die durchschnittliche Handelsspanne der 50 letzten 15-Min Kerzen in diesem Forexpaar bei 4 Pips liegt.
ATR: Unterschiedliche Zeiteinheiten beachten
Wenn wir einen ATR Wert interpretieren und für unser Trading nutzen wollen, dann müssen wir ihn in unterschiedlichen Zeiteinheiten betrachten.
So ergibt sich zum Beispiel im M15 ein anderer ART Wert als im H4. Je größer die Zeiteinheit, desto größere muss auch die ATR werden.
Bleiben wir bei unserem o.g. Beispiel, so haben wir im H4 des USDCAD bei Betrachtung der letzten 50 Kerzen einen ATR Wert von 0,0019, also 19 Pips.
Oft schauen wir uns nur die Werte im D1, also im Tageschart an, wo eine Kerze einen kompletten Handelstag abbildet.
Warum wir das so machen erfährst du im nächsten Abschnitt.
Wie benutzen wir die Average True Range?
Jetzt wo du weißt, wie der ATR Indikator funktioniert schauen wir uns die Möglichkeiten an, die er uns bietet.
Die Frage die sich ein Einsteiger stellen könnte, lautet:
Was mache ich mit der Informationen über die durchschnittliche Handelsspanne eines Assets?
Für uns als Newstrader ist es eine Möglichkeit, unser Stop Management als Teil des Risikomanagements, zu optimieren. Das heißt, wir nutzen die ATR für den Ausstieg aus einem Trade.
Wenn du mehr über Einstiege in einen Trade erfahren möchtest und wie wir News in Trades verwandeln, dann schaue dir unser kostenloses Newstrading Webinar an.
Manche Trader nutzen die ATR auch zur Bildung einer Strategie, also dem Einstieg.
Auch das schauen wir uns noch an.
ATR zur Stop Loss Berechnung: So geht’s
Die meisten Trader arbeiten glücklicherweise mit Stop Loss.
Viele legen ihn oberhalb eines Widerstands (bei Short-Trades) oder unterhalb einer Unterstützung (bei Long-Trades).
Viele Big Boys kennen diese liquiden Zonen und können für Stop Fishing sorgen.
Mit der Average True Range kannst du ein anderes Konzept für dein Stop Management nutzen. Dabei gehen wir wie folgt vor:
- ATR im D1 (Tageschart) des jeweiligen Assets, das du handeln willst, ermitteln.
- 1- oder 2-fache ATR als Abstand zum Kaufkurs ermitteln.
- Dort deinen Stop Loss hinlegen.
Anhand des nachfolgenden Chartbildes kannst du das noch einmal überprüfen.
Wir haben hier im D1 eine ATR von 51 Pips ermittelt (Achtung, zu sehen ist der H4!).
Der Kaufkurs ist der aktuelle Kurs bei 1,3195 und wir gehen long.
Der SL soll die 2-fache ATR betragen (102 Pips).
1,3195 - 102 = 1,3093.
Dort wird der SL platziert.
Diese Vorgehensweise ist besonders bei Daytradern und Swingtradern beliebt, denn unter normalen Bedingungen (Marktrauschen) wird der Stopp nicht so schnell erreicht.
Besonders im Forexmarkt, wo wir eine hohe Liquidität und viele verschiedene Marktteilnehmer vorfinden, verlaufen die Kurse oftmals trendig und selten mit Momentum.
Wichtig ist, dass der Trader diese teilweise größere Handelsspanne nicht zu einem erhöhten Risiko kommen lässt, weshalb er die Positionsgröße an diesen Stop Loss anpassen muss.
Mit der ATR eine Trading Strategie erstellen
Wir haben die Möglichkeit vorgestellt, wie die Average True Range dir beim Stop Management helfen kann.
Nun schauen wir uns an, welche potenziellen Trading Strategien mit Hilfe des ATR Indikators entstehen können.
Wie wir wissen, zeigt uns der ATR Indikator die durchschnittliche Handelsspanne an. Wenn wir auch hier wieder in den D1 Chart gehen und wissen, dass die ATR 51 Pips beträgt, dann schauen wir uns zu Beginn der New York Session an, wie weit der Kurs schon gelaufen ist.
Tatsächlich haben wir an diesem Tag um 15:40 Uhr bereits eine Handelsspanne von 52 Pips erreicht.
WICHTIG:
Das heißt nicht, dass der Kurs deshalb nicht mehr weiterlaufen kann, sondern dass er lediglich seine durchschnittliche Handelsspanne der letzten 50 Tage bereits erreicht hat.
Das heißt, wir haben einen ersten Hinweis, der auf einen möglicherweise fallenden Kurs hindeutet. Das alleine reicht uns aber nicht und deshalb nehmen wir einen zweiten Indikator mit hinzu.
Dieser zweite Indikator kann eine einfache Unterstützungs- oder Widerstandszone sein oder auch ein gleitender Durchschnitt.
Im nachfolgenden Bild sehen wir, dass der Kurs gerade auf den EMA200 im D1 zugelaufen ist und ebenso ein Double-Zero-Level anläuft (1,3200).
Damit haben wir bereits 3 potenzielle Widerstände an einer Stelle.
Sofern der Kurs also ohne fundamentalen Grund bis zu diesem Level und in dieser Intensität "intraday" gestiegen ist, kann man hier einen Abpraller (also Short) handeln.
Ebenso sollte auch ein Blick in den Wirtschaftskalender klären, ob in Kürze ein Risikoevent für eines der beiden Währungen ansteht, wo erneute Volatilität entstehen kann.
Ein solcher, rein technischer Ansatz kann in ruhigen Phasen ohne marktrelevante News, funktionieren.
ATR Trading Strategie von J. Welles Wilder
Das Wilder Volatilitätsindex-Handelssystem ist eine Strategie, die von J. Welles Wilder in dem Buch "New Concepts in Technical Trading Systems" vorgestellt und entwickelt wurde.
Die Handelsstrategie ist ein Long/Short-System, das eine Aktie oder ein Wertpapier kauft, wenn ein Long-Signal erzeugt wird, und man aussteigt und das Wertpapier verkauft, wenn ein Short-Signal erzeugt wird.
Das bullische Signal tritt auf, wenn der Schlusskurs den folgenden Indikator überschreitet:"
Vorheriger Wert des niedrigsten Schlusskurses der letzten 7 Handelstage plus der vorherige Wert der durchschnittlichen wahren Spanne unter Verwendung einer 7-Kerzen-Periode multipliziert mit drei.
Das rückläufige Signal tritt auf, wenn die obige Formel (Minuszeichen wird anstelle des Pluszeichens im kurzen Signal verwendet) über dem Schlusskurs kreuzt.
Die Strategie enthält keine Verkaufs- oder Handelsregeln. Ein Handel wird automatisch geschlossen, wenn eine umgekehrte Reihenfolge gefunden wird. Die Position wird geschlossen, wenn sie derzeit kurzgeschlossen ist und ein Long-Signal erzeugt wird oder wenn sie gekauft und ein Short-Signal erzeugt wird.
Das Handelssystem verwendet die Average True Range (ATR). Anstelle der durchschnittlichen wahren Spanne kann auch der Wilders Volatilitätsindex verwendet werden. Dieser Indikator ist fast derselbe wie der ATR; der Unterschied besteht darin, dass er es ermöglicht, einen konstanten Parameter anzugeben, um früherer Werte stärker oder schwächer zu gewichten.
Uns liegt kein Backtesting Ergebnis zu der Strategie vor und es ist auch nicht unser Ansatz, ein rein technisches System zu handeln.
Fazit:
Mit der Average True Range haben Trader einen technischen Indikator zur Verfügung, der sowohl im Risikomanagement eingesetzt werden kann (Stop Loss), als auch als Basis einer Trading Strategie.
Wir nutzen ihn maximal zur Ausrichtung des Stop Loss und zur Orientierung über die Stärke eines Trends.
Wer mehr über unseren Trading Stil, das Newstrading, erfahren möchte, findet in unserem kostenlosen Webinar viele Tipps und Tricks sowie die Vorstellung, eines erprobten Trading Setups.
Gute Trades
Tim